Beschreibung des Bibliotheksraumes

Die ‚kleine Schwester‘ der Cusanus-Bibliothek

Die Bibliothek (Foto: F. Wasser)

Als eine der herausragenden Besonderheiten der Wallfahrtskirche von Klausen blieb der spätmittel­alter­liche Bibliotheksraum im (süd)östlichen Teil der ehemaligen Klosteranlage bis heute erhalten. Hierbei handelt es sich um ein im Rheinland einzigartiges Beispiel für eine mit Wand­male­reien aus der Zeit der Renaissance ausgestattete Klosterbibliothek.

Die Klausener Bibliothek weist insgesamt eine große Ähnlichkeit mit der Bibliothek des Nikolaus von Kues im St. Nikolaus-Hospital in Bernkastel-Kues auf und wird somit gerne als die ‚kleine Schwester‘ der Cusanus-Bibliothek bezeichnet. Allerdings wurde die Klosterbibliothek in Klausen bereits um 1491 und somit drei oder vier Jahre vor der Bibliothek in Kues errichtet und diente dieser vermutlich als architektonisches Vorbild. Wie die Cusanus-Bibliothek in Kues so liegt auch die Klausener Kloster­bibliothek im Obergeschoss über der Sakristei und somit in un­mittel­barer Nähe zum Chorraum.

Der Bibliotheksraum als ‚Schatzkammerbibliothek‘

Foto: Walter Lautwein
Foto: Walter Lautwein

Auch wenn die Klosterbibliothek in Klausen erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichtet wurde, so entspricht sie dennoch einer sehr alten klösterlichen Bauweise. Die Nähe zu Chor­raum und Sakristei, den geistlichen Zentren des Klosters, entspricht der großen Wert­schätzung, die man der Bibliothek und ihren Bestän­den entgegenbrachte.

Die Bibliothek diente in den frühen Klöstern in erster Linie der Aufbewahrung von litur­gischen Büchern. Ähnlich wie die kostbaren Gewänder und liturgischen Geräte gehörten auch die Bücher zum Klosterschatz, weshalb man bei dem in Klausen vorhandenen Bibliothekstyp auch von einer ‚Schatzkammerbibliothek‘ spricht.

Der Bibliotheksraum und seine Ausgestaltung

Foto: Frank Schmitt

Bei der Klausener Klosterbibliothek handelt es sich um einen nahezu quadratischen Raum mit einer zentralen Mittelsäule, auf der vier spitzbogige Kreuzgewölbejoche mit einfachen Rippen­profilen ruhen.

Von großem Wert sind vor allem die spätgotischen Wand­male­reien in den Spitzbogenfeldern der Wandflächen, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts angefertigt wurden. Darauf sind 19 lebensgroße Figuren von Heiligen, Pro­pheten, Kirchen­lehrern und anderen Personen abgebildet, die sich auf sechs Felder verteilen. Auch wenn die Figuren nicht immer klar gedeutet werden können, so stehen sie dennoch in Bezug zur Bibliothek und den darin aufbewahrten Büchern. Jede der abgebildeten Figuren repräsentiert einerseits die Werke der dargestellten Personen, anderseits aber auch bestimmte Sachgruppen. So weist z. B. die Darstellung Bernhards von Clairvaux sowohl auf seine eigenen Werke, die in Klausen häufig gelesen wurden, gleich­zeitig aber auch auf die mystische Literatur generell hin, während Kaiser und Papst für die Werke des weltlichen und kanonischen Rechtes stehen.

Diese Darstellungen werden ergänzt, um die heute kaum noch lesbaren lateinischen Inschrif­ten und Spruch­bänder, die die Chorherren zum richtigen Umgang mit den Büchern ermahnen. So sollten die Bücher nicht zur Vermehrung des Wissens, sondern vor allem zur geistlichen Erbauung studiert werden. Sowohl die darge­stell­ten Figuren als auch die in den Inschriften geäußerten Lehren entsprechen durchaus dem Bildungsideal der Augustiner-Chorherren der Windes­heimer Kon­gregation.

Die Restaurierungsmaßnahmen

Foto: Walter Lautwein
Foto: Walter Lautwein

Nach der Auflösung des Klosters im Jahre 1802 schlummerte die Bibliothek über 200 Jahre in einer Art Dornröschenschlaf und wurde viele Jahre als Abstellraum genutzt. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden durch Feuchtig­keit, Staub, Ruß und Pilzbefall beträchtliche Schäden am historischen Bau und an den Büchern, die dringend behoben werden mussten. Trotz erster zum größten Teil unzureichen­der Instandsetzungsmaßnahmen blieb eine grundlegende Restau­rierung der Bibliothek eine dringende Notwendigkeit. Aus finanziellen Gründen musste die Wiederherstellung des Bibliotheksraumes allerdings immer zurückgestellt werden.

Nach ersten ausführlichen Vorarbeiten entstand erst im Jahre 1998 ein umfassendes Restau­rierungskonzept, das von der Fachhochschule in Köln, Fachbereich Restaurierung und Kon­servierung von Kunst- und Kulturgut, in Zusammenarbeit mit der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz erstellt wurde. Im Zeitraum von Februar 2002 bis April 2004 erfolgte schließlich die Restaurierung des Raumes und der spätmittel­alterlichen Wandmalereien. Die denkmalpflegerische Begleitung erfolgte durch das Amt für kirchliche Denkmalpflege in Trier und das Landesamt für Denkmalpflege in Mainz. Darüber hinaus wurden die historische Bibliothek und deren Vorraum in den Jahren 2005 und 2006 mit sieben Bücherschränken und zwei Glasvitrinen ausgestattet.

Nach Abschluss der wichtigsten Restaurierungs- und Einrichtungsmaßnahmen wurde die alte Klosterbibliothek in Klausen am 15. Januar 2006 in einer kirchlichen Feierstunde wieder­eröffnet und ist seither für kleinere Besuchergruppen im Rahmen von Führungen zugänglich.

Literatur (Auswahl):

Brösch (2008); Brösch (2010a); Brösch (2016); Brösch ( Januar 2018); Clemen (1930); Dilger (1998); Enders (2004); Hoffmann (2007); Kern / Scholz (2006); Lawen (2005); Lehmann (1957); Schruff / Schmidt (2000); Schruff (2001); Schruff / Brösch (2005); Wackenroder (1934).

Zur Literatur

Zu den Beständen

Text: Marco Brösch